„Philosophie ist ein Geschenk“
Feier zur Würdigung besonderer Leistungen am SGL — 19.09.2015
Besondere Leistungen und freiwilliges Engagement sind üblicherweise keine Selbstverständlichkeit. Die lange Liste der Schülerinnen und Schüler, die bei der diesjährigen Belobigungsfeier am Sickingen-Gymnasium in der Aula eine Urkunde überreicht bekamen, beweist jedoch eindrucksvoll, dass dies am SGL anders ist. Wie jedes Jahr begrüßte die Schulleiterin OStD’ Andrea Meiswinkel wieder ein zahlreiches Publikum zu dieser Veranstaltung, die das Ziel hat, besondere Leistungen von Schülerinnen und Schülern zu würdigen und ihr individuelles und auch gemeinsames Engagement in ganz verschiedenen Bereichen zu honorieren und zu präsentieren.
Vor allem die vielen Erfolge, die Schülerinnen und Schüler bei Wettbewerben im Verlauf des vergangenen Jahres erneut errungen haben, wurde durch die Veranstaltung gebührend herausgestellt.
Höhepunkt des Abends war der Vortrag von Prof. Dr. phil. Dr.-Ing. Jürgen H. Franz von der Hochschule Düsseldorf zum Thema „Wozu Philosophie?“. Ausgehend von seinem spannenden Lebenslauf verdeutlichte er, welche Bedeutung Allgemeinbildung und insbesondere die Philosophie für die Entwicklung der Persönlichkeit zukommt. Prof. Franz hatte zunächst eine Lehre als Radio- und Fernsehtechniker absolviert, dann auf dem zweiten Bildungsweg das Fachabitur erworben, um anschließend Ingenieurwissenschaften zu studieren.
Er wurde Diplom-Ingenieur (FH), dann noch einmal Diplom-Ingenieur (Univ.) und promovierte schließlich in Ingenieurwissenschaften. Anschließend arbeitete er bei der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt und trug unter anderem zur Entwicklung der lasergestützten Satellitenkommunikation bei. Dann wurde er Professor für Kommunikationstechnik in München. Als Prof. Franz während eines Urlaubs zufällig den Dialog „Phaidon“ des griechischen Philosophen Platon las, fiel ihm auf, dass er in seinem bisherigen Werdegang als Forscher und Ingenieur einen sehr wesentlichen Teil der Bildung ganz vernachlässigt hatte, die Philosophie.
In der Philosophie entdeckte er andere, aber genauso schlüssige und überzeugende Methoden des Begründens und Argumentierens als sie ihm davor aus den Ingenieur- und Naturwissenschaften vertraut waren. Also beschloss er, noch einmal zu studieren, absolvierte einen Master in Philosophie und promovierte dann ein zweites Mal. Inzwischen hat er den Lehrstuhl für Philosophie der Technik an der Hochschule Düsseldorf inne und bildet jetzt also unter anderem Studierende der Ingenieurwissenschaften in Philosophie aus. Prof. Franz ist außerdem Vorsitzender des von ihm mitgegründeten Arbeitskreises der Philosophen, Ingenieure und Naturwissenschaftler (APHIN e.V.).
In seinem Vortrag unterstrich Prof. Franz die herausragende Bedeutung des Faches Philosophie für die Persönlichkeitsentwicklung und machte deutlich, dass Ingenieure nicht nur fachlich gebildet sein sollten, sondern auch über die Fähigkeit zu kritischem und selbständigem Denken verfügen müssen. Dies ist eine unabdingbare Voraussetzung dafür, neue Ideen und neue Produkte entwickeln zu können, ohne dabei zum Beispiel ethische und ökologische Aspekte zu übergehen, was ganz schlimme Folgen haben kann. Auch die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge erfassen und reflektieren zu können, ist für Ingenieure und Naturwissenschaftler unbedingt notwendig. Diese Fähigkeiten sollten eigentlich nicht erst während des Studiums, sondern auch schon in der Schule erworben und eingeübt werden. Dies geschieht vornehmlich und in besonderer Weise im Fach Philosophie. Prof. Franz schloss in diesem Sinne seinen Vortrag mit der Feststellung: „Philosophie ist ein Geschenk.“ Dabei bezog er sich auch darauf, dass die Schülerinnen und Schüler am SGL Philosophie als Fach tatsächlich wählen können. Das Sickingen-Gymnasium ist sogar momentan die einzige Schule in Rheinland-Pfalz und darüber hinaus in ganz Deutschland, an der Philosophie zusätzlich zum Ethikunterricht nicht nur als Grund-, sondern auch als Leistungskurs in der Oberstufe belegt werden kann.
Den musikalischen Rahmen der Veranstaltung gestaltete der Projektchor von StD’ Brigitte Rausch sowie Lea Hoffmann (10d) und Tim Kreibiehl (7b) sowie OStR Joachim Pallmann. Für die Bühnentechnik und die Beleuchtung sorgte die Technik-AG unter der Leitung von StR Oliver Schneider.
Die Veranstaltung war von StD’ Beate Schuster und StR Dr. Thomas Reinhold vorbereitet und organisiert worden.
Gemeinsam mit OStD’ Andrea Meiswinkel verteilten diese die Urkunden, welche die Schülerinnen und Schüler auch in diesem Schuljahr zu großen Taten und Gedanken beflügeln und auch diejenigen, die diesmal nicht ausgezeichnet worden sind, zu besonderem Engagement motivieren sollen.