Das Logo des Sickingen-Gymnasiums. Dunkelblaues Quadrat mit weißem Schriftzug des Schulnamens in der linken oberen Ecke. Silhouette der Burg Nanstein im Anschnitt unten rechts.

"Moral kennt keine Ferien"

"Moral kennt keine Ferien"- darum dreht sich Curt Goetz' Komödie "Das Haus in Montevideo", das die Theater-AG des Sickingen-Gymnasiums Landstuhl kurz vor den Herbstferien zur Aufführung brachte. In zwei jeweils voll besuchten Vorstellungen überzeugte die AG unter der Leitung von Marita Groß und Thomas Neukirch durch großes schauspielerisches Können und Einfallsreichtum.
Das Stück handelt vom hochanständigen Professor Traugott Hermann Nägler (Robert Majd), seiner Frau Marianne (Jessica Enzminger) und ihrer zwölfköpfigen Kinderschar. Als die Familie vom Tod der Schwester des Professors und deren Testament erfährt, ist eine Reise nach Montevideo unausweichlich. Die einst aufgrund eines unehelichen Kindes vom Bruder Verstoßene besaß dort „Etablissements“, die sie der ältesten Tochter Atlanta (Angelina Krupp, Judith Berger) hinterlässt. Auf ihrer Reise werden der Professor und Atlanta von Pastor Riesling (Jonas Galm) begleitet, welcher ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht. In Montevideo angekommen, verbringen die drei Reisenden die Zeit in einem der Häuser der verstorbenen Schwester. Durch das Auftreten der verführerischen Madame de la Rocco (Ada Haen, Britta Wagner) und bildhübscher junger Mädchen (Denise Rieth, Sophie Steidel, Lea Scherne, Sophie Utta und weitere) entsteht beim tugendhaften Professor der Eindruck, in einem Bordell gelandet zu sein. Entgegen dieser Annahme stellt sich jedoch heraus, dass die „Etablissements“ Häuser für einsame Mädchen sind, die aufgenommen werden, um einem Leben auf der Straße entgehen zu können. Das Chaos wird perfekt, als Atlantas schüchterner Verehrer (Till Schubert, Patrick Ersing) im Hause auftaucht und um die Hand von Atlanta anhält. Die Moral des Professors wird dabei auf eine harte Probe gestellt, da das Testament der Schwester die Klausel enthält, dass sich das ihr widerfahrene Schicksal am trauten Herd der Familie Nägler wiederholen müsse. Herberts Antrag kommt mehr als gelegen und der Professor verstrickt sich in Versuche, ihn durch Fabeln und Gleichnisse von einer „geänderten Reihenfolge“ zu überzeugen, schließlich „wäre es eine Gemeinheit, von der Süßspeise zu kosten und dann die Suppe nicht zu heiraten.“  Doch Herbert versteht nichts und der Professor erschrickt über seine eigene Unmoral.
Als alle Hoffnungen auf den erhofften Reichtum aufgegeben sind und sich Atlanta und die beiden Männer wieder in der Heimat befinden, erfährt Pastor Riesling, dass durch eine Gesetzesänderung die Ehe von Traugott und Marianne für ungültig erklärt werden muss. Die Beiden, die also in wilder Ehe gelebt und zwölf „Bastarden“ das Leben geschenkt haben, erben das gesamte Vermögen von 750.000 Dollar.
Robert Majd als tugendhafter Familienvater, Jessica Enzminger als seine treusorgende Ehefrau Marianne und Jonas Galm als ewig hungriger Pastor überzeugten das Publikum durch große Spielfreude und vor allem durch die Vollkommenheit, mit der sie die Rollen verkörperten. Das Publikum, das in Massen zu den beiden Aufführungen strömte, wurde entführt in eine Welt, in der die Sorge um das tägliche Auskommen nicht immer mit Moral und Tugendhaftigkeit in Einklang zu bringen sind. Auch die Darsteller der vielen Nebenrollen, angefangen bei den Kindern über die charmanten Damen in Montevideo bis hin zum Bürgermeister und der Magd begeisterten das Publikum und sorgten für zahlreiche Lacher. "Das Niveau liegt bei weitem über Schultheater" und eine "rundum gelungene Aufführung" waren nur einige der durchweg positiven Rückmeldungen.