Fridays for Future
Die Jahre der Unbeschwertheit unseres Verhaltens der Erde gegenüber sind endgültig gezählt — 23.05.2019
von Emma Volb (MSS 12)
Ich mag es, dass die Welt, wieder grün wird. Ich mag es, jeden Tag etwas Neues zu lernen, ich mag es, Zeit mit Freunden zu verbringen, ich mag es, mich mit Kindern zu unterhalten, weil ihre Weltanschauung noch so unvoreingenommen und herzlich ist, weil sie noch neugierig und voller Energie und Tatendrang sind. Ich mag es, auf Konzerte zu gehen, die Musik zu spüren, zu spüren, wie sie langsam alle im Raum verbindet und man für eine kurze Zeit in einer Blase aus Verbundenheit verschwindet und danach geschwitzt und atemlos mit Freunden durch die magisch gewordene Nacht zu laufen. Ich lebe für neue Erfahrungen, für Dinge, die abseits des gesellschaftlich vorgesehenen karriereorientierten Lebenswegs liegen.
Warum leben Sie?
Warum sind Sie heute Morgen aufgestanden?
Warum stehen Sie jeden Morgen von Neuem auf?
Was ist das Wichtigste in ihrem Leben?
Jeder von Ihnen wird dafür eine ganz individuelle Antwort finden - genau wie ich. Und doch wird jede Antwort - sei es nun das Hobby, der Job, die Liebe, die Familie / die Freunde, die Zukunftsträume - etwas gemein haben: Sie bedingt als Grundvoraussetzung unser Leben nach heutigem Standard - ohne Krieg in unserem Land, ohne Umweltkatastrophen, ohne Epedemien, und und und.
Dieses Leben wiederum ist unmittelbar mit der Erde, als unserem natürlichen Lebensraum verbunden.
Und dennoch führen wir einen indirekten Krieg gegen sie, den wir, wenn es hart auf hart, kommt nicht gewinnen werden. Die Problematik besteht nun darin, dass Sie höchstwahrscheinlich genauso wenig wie ich morgen aufhören werden, einen Grund zum Aufstehen zu finden. Jedoch ist der Klimawandel leider keine wissenschaftliche Theorie, die von den Chinesen erfunden worden ist, um uns Angst einzujagen. Leider ist der vom Menschen verursachte Treibhauseffekt weniger notwendig als der natürliche und keineswegs ein schlechter Witz, sondern Fakt.
Leider sind die Jahre der Unbeschwertheit bezüglich unseres Verhaltens der Erde gegenüber gezählt. Leider nennen wir eine Zeit die unsere, in der es Kinder und Jugendliche und junge Erwachsene braucht, die die Schule schwänzen, um die Gesellschaft darauf aufmerksam zu machen, dass es so nicht weiter gehen kann. Wollen wir uns in naher Zukunft nicht in einer von uns irreversibel veränderten Welt vorfinden, in der ein durchschnittlicher Temperaturanstieg von 2 Grad Celsius dazu geführt hat, dass der Grund, warum wir morgens aufstehen nicht mehr existiert. Dass wir z.B. auf einmal mit einem ganz neuen Flüchtlingsproblem zu kämpfen haben werden, da Abermillionen Menschen ihre Heimat aufgrund des Klimawandels verloren haben werden - dies wird wahrscheinlich nicht einmal die AFD cool finden, die jedoch absolut von Kohlekraftwerken überzeugt ist.
Ich weiß nicht, wie oft Leute meiner Generation, die die Schule freitags schwänzen, um gehört und beachtet zu werden, zu hören bekommen: Geh mal lieber in die Schule und lern was, bevor du dich hier aufspielst mit deinen paar Jährchen Lebenserfahrung! oder: Du bist doch bloß ein Kind, dass bockig was einfordert, von dem es keine Ahnung hat oder ganz easy: Chille mal und geh was lernen!
Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass wir alle wahrscheinlich lieber Zukunftsängste beim Gedanken ans Abi oder einen zukünftigen Job oder die Liebe oder oder oder bekommen würden. Aber leider verspüre ich - wie viele andere, deshalb wird auch auf den Fridays For Future Demos „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut!“ gerufen, um einiges mehr Zukunftsangst, wenn ich mir die Klimapolitik der Welt, Europas, ja Deutschlands(!!!!) , die Einstellung der Gesellschaft an sich gegenüber dem Thema Klimawandel anschaue. Denn meine Generation kann sich einer Zukunft, die so sorglos ist wie ihre jüngste Vergangenheit, für diese Erde und ihrem höchst komplexen Ökosystem nicht so sicher sein wie die zahllosen Generationen vor uns.
Wir sind bereits so viel erwachsener als wir es sein sollten, weil die Erwachsenen regelrecht den Ernst der Lage ignoriert haben bzw. ignorieren.
Und nun, liebe Leute, erinnern Sie sich bitte kurz noch einmal zurück, warum Sie morgens aufstehen.
Und jetzt nochmals: Ich gehe davon aus, dass dieser Grund höchstwahrscheinlich morgen früh auch noch da ist. Theoretisch zumindest. Praktisch wird irgendwann der Tag kommen, an dem dieser Grund, mag er sich auch mit der Zeit den Umständen angepasst haben, entweder einfach nicht mehr zu finden sein wird oder schlichtweg nichts mehr dazu beiträgt, dass sie aufstehen, da das Ende selbst für das intelligenteste Wesen der Schöpfung gekommen ist, den Homo Sapiens. Dieser Tag wird früher oder später kommen, aber jeder einzelne kann etwas dazu beitragen, dass es später ist. Jeder von Ihnen/ Euch kann eine absolut, mega stylische Brotdose und passend eine Alu- oder Glasflasche benutzen, jeder kann weniger Plastik und Alufolie verwenden, jeder kann sich bemühen, nur mit dem Auto zu fahren, wenn es wirklich notwendig ist, jeder kann sich bemühen, regional und saisonal einzukaufen, jeder kann sein Konsumverhalten etwas herunterschrauben: nicht hungern, sondern auch im Second-Hand-Laden und überlegter einkaufen). Jeder kann seinen Fleisch- und Milchproduktekonsum etwas herunterschrauben, nicht weil ich als Vegetarierin Fleischkonsum nicht toleriere, sondern weil die Fleisch-und Milchprodukteproduktion erheblich zum Treibhauseffekt beiträgt. Jeder kann freitags auf die Demo gehen, um dem Klimawandel Aufmerksamkeit zu verschaffen! Und sicherlich kann jeder noch vieles mehr tun, um zu helfen, es gibt so viele Wege, einen Beitrag zu leisten!
Es ist noch nicht zu spät, aber bald wird es das sein!
Einen Dank an alle, die etwas unternehmen,
Einen Appell an alle, die wegschauen!