Das Logo des Sickingen-Gymnasiums. Dunkelblaues Quadrat mit weißem Schriftzug des Schulnamens in der linken oberen Ecke. Silhouette der Burg Nanstein im Anschnitt unten rechts.

Abistreich - Ausnahmezustand am SGL in Wallhalben

Der Abiturjahrgang verabschiedet sich mit Abenteuern auf dem Bauernhof — 28.04.2025

von Sofiia Barabasch (MSS 12), Johana und Rozalia Bartakova (10b) und Aryna Perehinets, (MSS 11)

Ausnahmezustand in Wahllhalben
von Sofiia Barabasch, MSS 12

Abi-Streich – allein das Wort löst bei vielen ehemaligen Schülerinnen und Schülern sofort eine Welle an Erinnerungen aus: Chaos, Lehrer in absurden Spielen, ein allgemeiner Ausnahmezustand für einen Tag usw. Aber was steckt eigentlich dahinter?
Der Abi-Streich ist ein sogenanntes Jugendritual in Deutschland. Er findet in der Regel direkt nach den letzten Abschlussprüfungen statt und wird von den Abiturientinnen und Abiturienten organisiert. Ziel ist es, sich symbolisch von der Schulzeit zu verabschieden. So kreativ, humorvoll und chaotisch, wie es möglich ist. Klassenräume werden thematisch dekoriert, Flure verwandeln sich in Spielstraßen. Oft wird versucht, typische Stereotype über Lehrer oder den Schulalltag humorvoll aufzugreifen. Der Abi-Streich ist ein letztes großes gemeinsames Projekt, das nicht nur die Abiturienten vereint, sondern auch der Schulgemeinschaft in Erinnerung bleibt.

Man könnte ein kleines Buch verfassen, um jeden Klassenraum und jeden Flur der in diesem Jahr dekorierten Schule im Detail zu beschreiben, deswegen befasst sich dieser Artikel nur mit einem Zimmer.
Der Raum, um den es geht, wurde theoretisch vom Erdkunde-Stammkurs gestaltet. Schon beim Betreten des Raumes wurde klar: Hier wurde kein Aufwand gescheut.
Von der Tür führte ein schmaler, leicht geschwungener Heuweg in die Mitte des Klassenzimmers. Er war gesäumt von Erdkundebüchern, die auf ihren Kanten standen. Wer den Raum betreten wollte, musste zwangsläufig diesen Naturweg entlanggehen.
Das Heu unter den Füßen sorgte dafür, dass jede Bewegung ein leichtes Rascheln verursachte – ein Effekt, der die Atmosphäre eines echten Bauernhofs schaffte.

Folgt man dem Heuweg, gelangte man zu einem ebenfalls mit Heu gefüllten Kreis. Er war mit gesägten Holzstücken eingefasst, die gleichmäßig am Rand verteilt lagen. An vier Stellen rund um den Kreis standen größere Baumstümpfe. Innerhalb dieses Kreises wurde ein weiterer, kleinerer Kreis aus Sand geformt. Im Zentrum thronte ein kleiner Baumstumpf – vermutlich als Tisch gedacht – und drum herum erhob sich eine Konstruktion aus in den Sand gesteckten Stöcken. Diese Stöcke waren oben miteinander verbunden und bildeten eine Art Kuppel oder einen so genannten kleinen Käfig, der an ein Vogelnest erinnerte.

Der Boden des ganzen Raumes war zusätzlich mit Schnipseln aus Zeitungen und Prospekten bedeckt. Diese chaotische Unordnung verstärkte vielmehr die gewollte ländliche, improvisierte Atmosphäre: Ein bisschen wie auf einem Jahrmarkt nach einem langen Markttag. In der rechten Ecke des Raumes stand ein Schreibtisch. Darauf waren ein Globus, ein kleines Kunstwerk im Form eines selbstgebastelten Vulkan und eine Vielzahl von Geographiebüchern platziert.

Ein weiterer interessanter Hingucker war der Heißluftballon, der von der Decke hing: er war gestaltet wie ein großes, gelbes Huhn oder Küken. Dieses Detail verlieh dem Raum eine gewisse Verspieltheit – schließlich ist ein Bauernhof ohne Hühner kaum denkbar. Das Huhn baumelte leicht in der Luft, bewegte sich beim leisesten Luftzug und zauberte so manchem Besucher ein Schmunzeln ins Gesicht.
Daneben hing auch ein Schaubild, auf dem thematisch passende Informationen mit Bildern dargestellt waren. Es passte perfekt in das leicht „unterrichtsbezogene“ Konzept des Raumes.
In der Mitte des Zimmers befand sich auch eine aus dem Flur ausgeliehe Bank. Sie lud dazu ein, sich kurz hinzusetzen, um die liebevolle Dekoration zu genießen und den Dokumentarfilm zu gucken. Ja, ja, das war auch eine Möglichkeit. Der Film wurde über einen Beamer an die Frontwand projiziert. So konnten die Besucher auch visuell in das Thema „Leben auf dem Land“ eintauchen. Auf beiden Seiten des projizierten Filmbildes waren die Tafeln angeordnet, wo man bunte Zeichnungen beobachten konnte: Ein liebevoll gezeichneter Bauernhof mit der Scheune und dem Teich auf der rechten Seite; Vulkane und ein Dino auf der linken – ein kleiner Exkurs in zwei sehr unterschiedliche Bereiche der Erdkunde.

Direkt vor der Projektionsfläche standen drei aufeinandergestapelte Strohballen – eine Hommage an jedes klassische Bauernhof-Setting. Doch das Highlight war zweifellos die lebensgroße Kartonfigur eines Lehrers, der als Bauer verkleidet war: Blaue Latzhose, Gummistiefel und auf dem Kopf die Kappe. In der Hand hielt er eine lange Stange, als würde er entweder ein Huhn treiben oder einen Zaun reparieren. Die Figur wirkte so lebendig und zugleich so liebevoll humorvoll, dass viele Besucher stehenblieben, um sie genauer zu betrachten – und natürlich, um ein Foto zu machen.

Dieser Raum war ein Paradebeispiel dafür, was einen gelungenen Abi-Streich ausmacht: Kreativität, Humor und der Mut, die gewohnte Umgebung für einen Moment völlig neu zu denken. Der EK-Stammkurs hat hier bewiesen, dass sich mit einfachen Mitteln – Heu, Stroh, Holz und Fantasie – eine unglaubliche Wirkung erzielen lässt. Natürlich spielte auch die Tatsache eine Rolle, dass diese Dinge in einer Schule recht ungewöhnlich sind.
Und gleichzeitig transportierte der Raum eine wichtige Botschaft: Der Abschied von der Schule ist zwar ernst und endgültig, aber er darf und soll auch fröhlich, verrückt und unvergesslich sein. Genau das wurde an diesem Tag perfekt umgesetzt.

Die Abschiedsparty der Abiturienten
von Johana und Rozalia Bartakova, 10b

Der Abistreich ist eine Tradition, die in vielen deutschen Schulen Stattfindet. Es handelt sich um eine Art "Abschiedsparty" der Abiturienten, bei der sie ihren letzten Schultag auf eine besonders kreative Weise gestalten. Typischerweise übernehmen die Abiturienten die Kontrolle über die Schule für diesen einen Tag.
Ganz am Anfang des Schultages haben alle Schüler ein Zetell bekommen, mussten Ihren Paar finden und durch Labyrint Hand in Hand gehen. Dann haben sie herausgefunden, dass das Motto für dieses Jahr “Free Timmy”war. Es gab auch ein Programm mit Spielen und Musik. An den Spielen nahmen Lehrer, Abiturienten und einige Schüler aus den unteren Klassenstufen teil. Sie mussten einen kleinen Auto-Slalom fahren und unter dem Tisch
durchfahren oder die Zitate des Lehrers erraten oder sich gegenseitig füttern und vieles mehr. Die Abiturienten haben auch Klassen dekoriert, wie zum Beispiel diesen Raum:
Die Stühle und Tische sind chaotisch angeordnet und in der Mitte liegt eine Leiche. Auf der Tafel steht “Wie man einen Mord lost”. Die absichtlich chaotische Anordnung der Tische und
Stühle signalisiert ein Durchbrechen der Ordnung,was sie nur an diesem Tag
machen konnten. Das rot-weiße Absperrband gibt das Gefühl, dass der Raum nicht mehr regulär genutzt werden kann.
Alle Räume waren ziemlich interessant dekoriert und der Programmwar auch interessant.
In der fünften und sechsten Stunde hatten die Abiturienten viele Aufgaben und Spiele für Lehrer und Schüler vorbereitet. Zum Abschluss traten die Lehrer gegen die Abiturienten beim menschlichen Kicker an. So endete der letzte Schultag der Abiturienten mit viel Spaß und guter Stimmung.

Das Zimmer von Herrn Freudenberg
von Aryna Perehinets, MSS11

Abistreiche sind eine besondere Tradition an deutschen Schulen und Universitäten, die man kaum anderswo findet. Diese Tradition existiert seit über 50 Jahren. Nach den Abiturprüfungen sorgen die Schülerinnen und Schüler für ein kreatives Chaos in der Schule, indem sie jeden Raum individuell dekorieren und dadurch eine einzigartige Atmosphäre schaffen. Dabei fügen sie ihre eigenen Anspielungen und Witze über Lehrkräfte sowie über verschiedene Ereignisse aus dem Schulalltag hinzu.
Jeder Abschlussjahrgang ist auf seine Weise besonders und bringt mit jedem neuen Abistreich sein ganz eigenes Highlight hervor. Wie haben sich die Abiturientinnen und Abiturienten unserer Schule in diesem Jahr hervorgetan? Als Schülerin des Sozi-LKs war ich besonders gespannt auf den Raum, den die Abiturientinnen und Abiturienten des Geschichte-LKs gestaltet hatten, da wir denselben Lehrer, Herrn Freudenberg, haben. Und ehrlich gesagt: Die Leute haben uns nicht enttäuscht! Nachdem wir im ersten Stock alle Hindernisse überwunden hatten – von Bechern mit Wasser bis hin zu einer gesperrten Treppe – gelangten wir durch einen vollständig umgestalteten Flur mit mehreren Räumen, Klebeband und einem Berg von Papier. Erst ganz am Ende fanden wir das Klassenzimmer 151. Die Türen standen offen, und wir wurden von einer lebensgroßen Pappfigur von Herrn Freudenberg im Judoanzug begrüßt. Er schaute alle Anwesenden ernst, ja sogar mürrisch, durch seine Brille an. Neben ihm hing ein Schild mit der Aufschrift: „Heute im Dienst: de Ossi“. Zusammen mit dem darüber angebrachten DDR-Wappen war dies ein augenzwinkernder Hinweis auf Herrn Freudenbergs Herkunft. Neben der Figur stand ein Tisch mit Süßigkeiten – kleine Leckereien für die Gäste unter dem Namen: „Checkpoint Freudi“. Papier lag überall verstreut, aber es handelte sich nicht um gewöhnliches Altpapier, sondern um echte Arbeitsblätter aus dem Geschichtsunterricht. Sie hingen überall: an der Tafel, an den Wänden, an den Fenstern. Es waren zahlreiche komplexe Texte, Karikaturen und Tabellen zu sehen – genau die Materialien, die Herr Freudenberg sonst im Unterricht verteilt. All dies war zusätzlich mit Warnband dekoriert, auf dem Ausschnitte aus den letzten Kursarbeiten der Abiturientinen und Abiturienten zu sehen waren. Zu den interessantesten Details zählte das riesige Wort „Schande!!!“, das aus Isolierband ausgeschnitten über der Tafel angebracht war – ein Ausdruck, den Herr Freudenberg gerne verwendet.
Weiter hinten, auf einer anderen Tafel, befand sich das traditionelle „Mi mi mi“-Zählen, eine Darstellung von Launen und der Aura mithilfe von kleinen Stäbchen. Wie zu erwarten war, stand Herr Freudenberg mit einer idealen Aura und drei „Mi mi mi“-Stäbchen ganz oben auf der Liste. Die weiteren Teilnehmer auf der Tafel waren bekannte Politiker oder historische Personen. Die negativste Aura und die höchste Anzahl an Stäbchen wurden Donald Trump und der wenig schmeichelhaften Bezeichnung „Alte Nazi-Schlampe“ zugewiesen. Besonders interessant fand ich die kleinen Kärtchen mit Postern und Karikaturen, die auf historische Ereignisse verwiesen – zum Beispiel den Marshallplan, der von der Decke hing, oder ein Plakat mit einer Mutter und ihrem Kind aus den 1960er- oder 1970er-Jahren. Der gesamte Raum war sehr unterhaltsam – für mich persönlich sogar äußerst lustig. Doch kein Detail war so bemerkenswert wie das spätere Schicksal der Freudenberg-Statue: Sie wurde im Rahmen von Schulspielen zunächst für zwei Paar Socken versteigert. Später kaufte eine Schülerin aus dem Sozi-LK die Figur für 40 Euro. Herr Freudenberg war damit teurer als alle anderen versteigerten Pappfiguren. Ich kann jedoch mit Sicherheit sagen, dass der Tag großartig war. Im nächsten Jahr darf sich unsere gesamte Schule auf neue Überraschungen der kommenden Abiturientinnen und Abiturienten freuen.

Sofiia Barabasch und Aryna Perehinets kommen aus der Ukraine, Rozalia und Johana Baratakova aus der Tschechischen Republik. Alle vier lernen seit drei Jahren am SGL Deutsch. Die Artikel entstanden im Rahmen des Kurses Deutsch als Zweitsprache für Fortgeschrittene von Achim Jung in Wallhalben.