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Philosophische Exkursion zur Johannes Gutenberg - Universität Mainz

Lk Philosophie in Vorlesung über mittelalterliche Philosophie und in Kant-Forschungsstelle — 10.07.2017

von Achim Jung -
Zum Ende des Schuljahrs unternahm der Leistungskurs Philosophie 11 zusammen mit dem Philosophielehrer Achim Jung eine Exkursion zum Philosophischen Seminar der Johannes Gutenberg - Universität Mainz. Die Schülerinnen und Schüler hatten sich nach einem Jahr intensiver Beschäftigung mit der Philosophie gewünscht, einmal an einer richtigen Vorlesung in Philosophie an der Universität teilzunehmen. Außerdem gab es hier die Gelegenheit, die Kant-Forschungsstelle zu besuchen, was sich anbot, da im Unterricht gerade Texte zur Erkenntnistheorie aus der „Kritik der reinen Vernunft“ von Immanuel Kant behandelt worden waren.

Lena Ober, Luca Jura Jurasinski und Caroline Schmitt aus dem Lk Philosophie 11 im Gespräch mit dem Dozenten PD Dr. phil. Dr. theol. Stefan Seit über einen Text zum Thema "Selbsterkenntnis" von Augustinus
Der Mainzer Philosoph PD Dr. phil Dr. theol. Stefan Seit lud auf Anfrage den Leistungskurs in seine Vorlesung „Geschichte der Philosophie im Überblick: Spätmittelalter und frühe Neuzeit“. Dazu schickte der Philosoph, der zurzeit in Mainz den Lehrstuhl für mittelalterliche Philosophie vertritt, im Vorfeld zwei Texte von Augustinus und René Descartes, die in der Vorlesung behandelt werden sollten, so dass sich die Schülerinnen und Schüler auf die Vorlesung vorbereiten konnten. Das Thema der Vorlesung war die Entwicklung der Selbsterkenntnis des Menschen, die in ihrer historischen Entfaltung von Platon über Plotin, Augustinus, Duns Scotts bis zu René Descartes dargestellt wurde. Der Weg zur Universität gestaltete sich abenteuerlicher als erwartet. Die Vorlesung zur mittelalterlichen Philosophie sollte überraschenderweise wegen Raummangels im Gebäude der Physikalischen Chemie stattfinden. Nach einer fast einstündigen Zugverspätung traf der Kurs auf dem Campus der Universität ein und nach einigen Irrwegen fand er sich auch glücklich vor dem richtigen Gebäude ein. Allerdings riet ein Schild mit der Aufschrift „Gefahr!“ davon ab, dieses zu betreten, woraufhin das Gebäude auf der Suche nach einem „sicheren“ Eingang einmal umrundet wurde. Schließlich entschloss man sich beherzt, das Gebäude doch zu betreten, in dem sich auch tatsächlich der gesuchte Hörsaal befand. Es stellte sich aber später heraus, dass die "Gefahr!" nicht von der mittelalterlichen Philosophie ausging, sondern von in dem Gebäude offenbar gelagerten Chemikalien. Die Vorlesung hatte inzwischen schon begonnen, es ging aber zunächst nur um Organisatorisches, so dass die Schülerinnen und Schüler am Ende doch nichts verpasst hatten. Die Vorlesung erwies sich als weit interessanter als sie erwartet hatten. In einem daran anschließenden Gespräch mit dem Dozenten Dr. Seit gab es dann noch ausführlich Gelegenheit für die Schülerinnen und Schüler, Fragen zu stellen und nicht Verstandenes zu klären.
Im Anschluss besuchte der Kurs das Kant-Forschungszentrum, wo die Leiterin Dr. Margit Ruffing den Schülerinnen und Schülern die Geschichte und die Arbeit der Einrichtung erläuterte , deren Aufgaben vor allem die Sammlung wissenschaftlicher Literatur zu Kant und die Herausgabe der wissenschaftlichen philosophischen Zeitschrift „Kant-Studien“ sind. Dr. Ruffing präsentierte ihnen auch die hier aufbewahrte Sammlung von Bildnissen des Königsberger Philosophen. 
Die Exkursion zur Mainzer Universität war für die Schülerinnen und Schüler sehr aufschlussreich und sie waren Dr. Seit und Dr. Ruffing für die Einladung sehr dankbar, da sie so einen Einblick in die akademische Philosophie bekommen konnten, wobei sie allerdings auch Einblicke in die prekäre Raum- und Personalsituation in der Philosophie bekamen, woraus erkennbar wurde, dass das Fach in Deutschland einen eher geringeren Stellenwert hat, anders als in anderen Ländern, wie etwa in Frankreich, wo Philosophie für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtendes Hauptfach im Abitur ist. Dies überraschte den Kurs um so mehr, da die Schülerinnen und Schüler im Unterricht gelernt hatten, dass viele der Philosophinnen und Philosophen, die die kulturelle und wissenschaftliche Entwicklung der Menschheit mitbestimmt haben und bis heute bestimmen, aus Deutschland kommen, wie zum Beispiel Immanuel Kant. Das Sickingen-Gymnasium ist zurzeit auch die einzige Schule in Rheinland-Pfalz, die einen Leistungskurs in Philosophie anbietet. Vermutlich gibt es sogar in ganz Deutschland keine andere Schule, an der Philosophie als Leistungskurs zusätzlich zum Ethik- bzw. Religionsunterricht angeboten wird.
 
Die Internetseite von PD Dr. phil Dr. theol. Stefan Seit finden hier.
Die Internetseite von Dr. Margit Ruffing finden Sie hier.

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